Liebe Freundinnen und Freunde des Umweltinstituts,
heute veröffentlichen wir die erste deutschlandweite Untersuchung zur Verbreitung von Pestiziden in der Luft.
Zusammen mit dem Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und den
ExpertInnen für Umweltmonitoring von TIEM haben wir fast zwei Jahre
daran gearbeitet.
Die Ergebnisse der Studie sind besorgniserregend. Sie zeigen ganz deutlich: Pestizide
sind unkontrollierbar. Trotz aller Zulassungsverfahren, trotz aller
Kontrollen, trotz aller Vorschriften finden wir sie fast überall.
Sie verbreiten sich über die Luft und gelangen so auch in Schutzgebiete
wie auf den Brocken im Nationalpark Harz, in Großstädte wie Berlin und
München und auf Bio-Äcker, wo sie die Ernte verunreinigen. Für die
betroffenen ökologisch wirtschaftenden Betriebe geht damit oft ein
erheblicher finanzieller Schaden einher, denn sie können ihre Ware dann
nicht mehr als „bio“ vermarkten, obwohl sie selbst auf den Einsatz
chemisch-synthetischer Pestizide verzichten.
Fast überall fanden wir gleich mehrere Pestizidwirkstoffe in einer Probe:
In rund 75 Prozent der Proben haben wir mindestens fünf verschiedene
Wirkstoffe gefunden und an den Standorten mit der größten Belastung
sogar mehr als 30. Das ist erschreckend, denn wie sich der
Cocktail aus verschiedenen Pestiziden auf unsere Gesundheit und die
Umwelt auswirkt, ist bisher kaum bekannt.
Besonders
häufig haben wir das Totalherbizid Glyphosat gefunden. Es ist das am
meisten eingesetzte Ackergift weltweit und wurde von der
Weltgesundheitsorganisation als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.
Laut den für die Zulassung zuständigen Behörden sollte es eigentlich
auf den Äckern bleiben und sich im Boden abbauen. „Ein Ferntransport
durch die Luft kann ausgeschlossen werden“ heißt es in der
Risikobewertung durch die zuständige Behörde. Unsere Studie zeigt
deutlich, dass diese Annahme falsch ist. Auch für andere Stoffe, bei
denen die Behörden bisher davon ausgingen, dass kein Ferntransport über
die Luft stattfindet, konnten wir Rückstände noch viele Kilometer vom nächsten Einsatzort nachweisen.
Die Politik muss jetzt Konsequenzen ziehen: • Die fünf Stoffe, die sich am meisten verbreiten, müssen sofort verboten werden. • Die Pestizidhersteller müssen die Kosten und Schäden ersetzen, die ihre Produkte auf Bio-Äckern verursachen. •
Das Zulassungsverfahren für Pestizidwirkstoffe muss sich an der
Realität orientieren, in der verschiedene Stoffe gleichzeitig auf
verschiedenen Wegen Mensch und Natur belasten. • Bis spätestens 2035 muss die Landwirtschaft vollständig ohne chemisch-synthetische Pestizide auskommen. |